Das
intelligente Grab
Vorgestern
war Allerseelen, jener Tag, an dem Menschenscharen auf die Friedhöfe
eilen, um der Toten zu gedenken. Wo viele Menschen sind, ist auch viel
Geld unterwegs.
Was
liegt also näher, als das Grab zu einem bedeutenden Geschäftszweig
zu machen?
Voriges Wochenende
meldete daher eine österreichische Tageszeitung:
„Mehr Intelligenz am Grab“
Unter
dem Motto „Design für alle Ewigkeit“ setzt sich der
Schreiber für „die Bedürfnisse des Toten“ ein. Das neue Grab ist
kein langweiliger Granitblock, sondern ein technisches Wunderwerk, das
sich selbst reinigt, also kaum Pflege braucht. Mit Hilfe von
Solarzellen werden Monitore betrieben, auf denen etwa der Spruch des
Tages steht. Auf diese Weise „kann auf die Individualität des
Verstorbenen optimal eingegangen werden“.
So
ein Designergrab kann ab etwa 6000 Euro erstanden werden und ihre
Bewohner können sich darauf freuen, dass sie zumindest nach ihrem
Ableben etwas Besonderes sind. Mit demselben Betrag könnte man über
den Entwicklungshilfeklub zwar die Berufsausbildung für 50
Mädchen in Sri Lanka unterstützen, aber dieser Vergleich ist
natürlich kleinlich: Was bedeutet schon ein Beruf im Vergleich zur
Ewigkeit?
So
können wir uns daran erfreuen, dass nach der intelligenten Bombe
und dem intelligenten Kühlschrank endlich auch das intelligente
Grab unseren Alltag bereichert!
In diesem Sinn:
besinnliche Woche!
Ihr/euer Erich Ledersberger
Igls, 3. November 2003
P.S.:
Der österreichische Innenminister Strasser fand gestern,
Sonntag, ebenfalls intelligente Worte für Asylsuchende. Die werden
derzeit von einem Asylantrag abgehalten, weil es für sie keine
Quartiere gibt. Wie man das macht? Ganz einfach:
„Wir laden die
Asylsuchenden ein, wieder in ihre Heimat zurückzugehen.“
So der Minister in der
Nachrichtensendung Zeit im Bild. Ob der Exkommunizierungsantrag für
den praktizierenden Christen schon läuft?
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